Wer ein Studium oder eine Weiterbildung im Bereich IT vor sich hat und sich nicht ganz sicher ist, mit welchem Betriebssystem-Setup er dies bestreiten möchte, dem kann ich Nachfolgendes wärmstens weiterempfehlen.
Oft kommt es vor, dass Tools und Programme, welche man während einem Studium oder einer Weiterbildung braucht, nur für Windows vorhanden sind und man daher um ein Setup mit Windows nicht herumkommt. Trotzdem möchte man manchmal Dinge in Linux testen oder es kommt auch manchmal vor, dass für Übungen und Testzwecke ein Linux gebraucht wird. Wer nun keine Lust hat, Oracle VirtualBox oder VMware Workstation oder Ähnliches zu installieren, damit man eine Linux VM erstellen kann, dem kann ich WSL (Windows Subsystem for Linux) empfehlen. WSL gibt es bereits seit 2016 und mit der in Mitte 2019 vorgestellten Version 2 hat man mittlerweile einen vollwertigen Linux-Kernel unter dem Boden.
Folgende Linux Distributionen können momentan mit WSL genutzt werden:
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- Ubuntu 16.04 LTS
- Ubuntu 18.04 LTS
- Ubuntu 20.04 LTS
- openSUSE Leap 15.1
- SUSE Linux Enterprise Server 12 SP5
- SUSE Linux Enterprise Server 15 SP1
- Kali Linux
- Debian GNU/Linux
- Fedora Remix for WSL
- Pengwin
- Pengwin Enterprise
- Alpine WSL
Voraussetzungen
Voraussetzung ist Windows 10 mit mindestens der Version 1903. Welche Version man hat, kann mittels der Windowstaste + R und der Eingabe von «winver» geprüft werden.
WLS2 setzt auf den Ansatz Virtualisierung mittels des Bordmittels Hyper-V. Daher muss auch euer Prozessor Virtualisierung unterstützen und aktiviert haben. Bei Intel heisst dieses Feature Intel VT und das Äquivalent bei AMD Prozessoren ist SVM. Das Virtualisierungs-Feature beider Hersteller muss jeweils im BIOS des Computers aktiviert werden. Ob man das Feature bereits oder richtig aktiviert hat, kann man im Task-Manager unter Windows prüfen. Dies sieht man im Tab Leistung bei der CPU Übersicht. Wenn dort Virtualisierung aktiviert steht, ist man nun bereit für die Installation.
Installation
Schritt 1:
Als Erstes muss das WSL Feature in Windows aktiviert werden. Dazu muss folgender Befehl via PowerShell (als Administrator geöffnet) ausgeführt werden:
dism.exe /online /enable-feature /featurename:Microsoft-Windows-Subsystem-Linux /all /norestart
Schritt 2:
Als Nächstes muss das Windows Feature Virtual Machine Platform aktiviert werden. Dies kann wieder via PowerShell (als Administrator geöffnet) mit folgendem Befehl gemacht werden:
dism.exe /online /enable-feature /featurename:VirtualMachinePlatform /all /norestart
Wichtig: Nach der Aktivierung muss für das weitere Vorgehen der Computer neu gestartet werden (es werden Windows Features als Updates installiert).
Schritt 3:
In diesem Schritt muss ein Linux Kernel Update installiert werden. Den Link zum Executable gibt es hier.
Dieses kann einfach mit Next durchgeklickt werden:
Schritt 4:
Nun muss noch die WSL Version 2 als Standard gesetzt werden. Dies kann auch wieder via PowerShell (als Administrator geöffnet) gemacht werden:
wsl –set-default-version 2
Schritt 5:
Nun ist es endlich soweit und es kann die gewünschte Linux Distribution installiert werden. Dies wird über den Windows 10 Store gemacht. In meinem Fall werde ich Ubuntu 20.04 LTS installieren.
Nach der Installation findet man die Ubuntu Distribution unter allen Programmen im Start. Von dort aus kann dann die WSL aufgerufen und gestartet werden. Das Starten der WSL dauert wenige Sekunden und nach dem Start landet man direkt in der Linux Bash. Beim ersten Start muss noch wie üblicherweise ein Benutzer angelegt werden.
Nun ist die Installation soweit abgeschlossen und man hat ein vollwertiges Linux unter Windows.
Tipps & Tricks zum Start
Zugriff auf das WSL Filesystem:
Das Linux Filesystem ist soweit von Windows getrennt und eigenständig. Trotzdem kann es vorkommen, dass man Dateien zwischen beiden Betriebssystemen kopieren und verschieben möchte. Dazu gibt es eine einfache Möglichkeit auf das Filesystem der WSL zuzugreifen. WSL bietet dazu einen Hidden Fileshare an, auf welchen via File-Explorer zugegriffen werden kann. Dieser ist über \\wsl$\ erreichbar.
Visual Studio Code als Programmierumgebung:
In ein Studium oder eine Weiterbildung im Bereich IT kommt man mehr oder weniger nicht darum herum, dass man Programmieren muss. In Zusammenhang mit WSL kann ich dazu Visual Studio Code empfehlen. Visual Studio Code ist ein kostenloser Code Editor mit Erweiterungen für mehr oder weniger jede aktuelle Programmiersprache und kann direkt von der WSL heraus aber auch vom Windows Betriebssystem gestartet werden. Wenn man Visual Studio Code aus der WSL heraus benutzen möchte, kann man dies direkt über den Befehl «code .» gestartet werden.
Windows Terminal:
Wer sie noch nicht kennt, dem kann ich auch noch das neue Windows Terminal empfehlen, denn dafür gibt es auch eine Integration für WSL. Aus dem neuen Terminal heraus kann nämlich auch direkt die WSL gestartet werden.
The Giant
The Giant ist Security Engineer bei AVANTEC AG. Er interessiert sich vor allem für PAM-Lösungen und sichere Authentisierung aber auch für Netzwerksicherheit. In der Freizeit bastelt er gerne am Heimnetzwerk rum, mag Videospiele aber auch Sport.